Anlaufstelle Mitte (Magdeburg), 26.05.2005

Ausstellungseröffnung: Freitag, den 27. Mai um 18 Uhr mit Oberbürgermeister Reinhard Rumprecht
Öffentliche Informationsveranstaltung am Mittwoch, den 1. Juni, 19:30 Uhr: „Neonazis und soziale Frage“ im Schlossgartensalon, Am Mühlweg 1

Im Vorfeld des zweiten Neonazi-Aufmarsches innerhalb weniger Monate in Merseburg organisieren die Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt und der Verein Miteinander zwei Informationsveranstaltungen zum Thema Rechtsextremismus.

Die Ausstellung „Opfer rechter Gewalt“:

Mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung wird die Ausstellung „Opfer rechter Gewalt“ vom 27. Mai bis zum 9. Juni im Schlossgartensalon, Am Mühlweg 1 in Merseburg gezeigt. Zur Eröffnung am 27. Mai um 18 Uhr sprechen Oberbürgermeister Reinhard Rumprecht und Heike Kleffner, Mobile Opferberatung. Das kulturelle Rahmenprogramm wird gestaltet vom Aktionstheater Halle sowie Elise Schobiß und Lisa Radetzky (Geige und Klavier).

Die Ausstellung, die erstmals in Sachsen-Anhalt gezeigt wird, porträtiert 131 Menschen, die seit 1990 rechter Gewalt zum Opfer fielen. Viele wurden getötet, weil für sie im Weltbild der Rechtsextremisten kein Platz war; manche, weil sie den Mut hatten, rechten Parolen zu widersprechen. Einige Schicksale bewegten die Öffentlichkeit, viele wurden kaum zur Kenntnis genommen, vergessen sind die meisten. Die Ausstellung, die von der Grafikerin Rebecca Forner realisiert und zuletzt in den Landtagen in Schwerin, Mainz und Potsdam gezeigt wurde, ruft diese Menschen in Erinnerung.

Gezeigt wird beispielsweise ein kurzes Porträt von Thorsten Lamprecht, der am 9. Mai 1992 bei einem Überfall von etwa 60 Naziskins auf eine Punk-Fete in dem Magdeburger Lokal „Elbterrassen“ mit einem Baseballschläger erschlagen wurde. Erinnert wird auch an Matthias Lüders, der bei einem Überfall von 40 rechten Skinheads auf eine Diskothek in Obhausen am 24. April 1993 zwei Mal brutal mit einem Baseballschläger auf den Kopf geschlagen wurde. Zwei Tage später starb der 23-Jährige an den schweren Verletzungen. Ebenfalls porträtiert wird der 17-jährige Frank Böttcher, der am 8. Februar 1997 in Magdeburg-Olvenstedt von einem Naziskinhead an einer Straßenbahnhaltestelle erstochen wurde. Frank Böttcher starb, weil ihm als junger Punk das Recht zu leben abgesprochen wurde.

Weitere Tafeln erinnern an die Opfer seit der Jahrtausendwende: An Helmut Sackers, der am 29. April 2000 in einem Plattenbau in Halberstadt von einem rechten Skinhead erstochen wurde, nachdem der 60-Jährige wenige Stunden zuvor die Polizei gerufen hatte, um das lautstarke Abspielen des Horst-Wessel-Liedes aus der Wohnung des Skinheads anzuzeigen. Und an Alberto Adriano, der im Juni 2000 von drei Naziskins im Dessauer Stadtpark tödlich verletzt wurde und dessen Todestag sich am 14. Juni 2005 zum fünften Mal jährt. Unter den Opfern befindet sich auch der damals 38jährige Willi W., der vor mehr als vier Jahren in Milzau im Landkreis Merseburg von mehreren Neonazis derart attackiert wurde, dass er wenige Tage später seinen Verletzungen erlag.

Die Ausstellung eignet sich explizit, um mit Schülerinnen und Schülern die Folgen von Rechtsextremismus und Gewalt anhand konkreter menschlicher Einzelschicksale zu bearbeiten und diese sinnlich zu vermitteln. Für Schulklassen ab Klassenstufe 8 werden bei Voranmeldungen deshalb kostenlose Führungen auch außerhalb der täglichen Öffnungszeiten angeboten.

Nach der Eröffnungsveranstaltung haben Sie die Möglichkeit, die Ausstellung in Ruhe zu betrachten und mit den VeranstalterInnen ins Gespräch zu kommen. Die Ausstellung ist täglich von 14:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zur Ausstellung können auch im Internet unter www.opfer-rechter-gewalt.de nachgelesen werden.

Infotour 2005: „Was tun gegen Rechts“

Öffentliche Informationsveranstaltung: Bunt & Braun – Neonazis und die soziale Frage“ am Mittwoch, den 1. Juni 2005, um 19:30 Uhr im Schlossgartensalon, Mühlweg 1, Merseburg

Militante Neonazikameradschaften und NPD haben im vergangenen Jahr in vielen Städten an Protesten gegen Sozialabbau und gegen die Agenda 2010 teilnehmen können und auch eigene Aktionen mit dem Label „gegen Sozialabbau“ versehen. Im Vorfeld der Wahlen wird die soziale Frage eines der Hauptthemen sein. Die Informationsveranstaltung beschäftigt sich u.a. mit den Fragen: Was verbirgt sich dahinter, wenn Neonazis gegen Sozialabbau protestierten? Mit welchen Strategien geht die extreme Rechte vor? Welche Inhalte und Politikkonzepte propagiert sie tatsächlich? Wo müssen Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und andere, die gegen soziale Ungerechtigkeit protestieren, ihre eigenen Inhalte schärfen, um keine Schnittstellen nach Rechts aufkommen zu lassen? Und wie kann man die Teilnahme von Rechten an den eigenen Demonstrationen verhindern?