Anlaufstelle Süd (Halle), 26.06.2013

“Es läuft nicht gut im Laden”, stellt Dara Mohamad K. zweieinhalb Monate nach den rassistischen Angriffen auf ihn und sein Bistro in Großkugel (Saalekreis) resigniert fest. Als der heute 44-Jährige den Imbiss im Januar 2012 übernahm, war er optimistisch, dass er langfristig davon leben und seine Familie versorgen könnte. Seit den traumatischen Erlebnissen fühlt er sich in Großkugel nicht mehr sicher. Und denkt wegen der anhaltenden Angst um sich und sein Geschäft sowie spürbarer Umsatzeinbußen über eine Schließung nach.

“Ausländer raus!”

Als am Sonntagnachmittag, dem 7. April 2013, zwei augenscheinlich alkoholisierte Männer seinen Imbiss betreten und nach Bier fragen, ist Dara Mohamad K. gerade nicht vor Ort, sondern Werkzeug besorgen. Seit Tagen renoviert er mithilfe von Freunden den Gastraum, baut Toiletten ein. Nach der Bitte, passend zu zahlen, da die Freunde keinen Zugang zur Kasse haben, beginnen die Männer, “Ausländer raus” und weitere rassistische Parolen zu rufen. Schließlich verlassen sie das Lokal. Die Freunde alarmieren den 44-Jährigen, der kurz darauf besorgt im Imbiss eintrifft.

Wenig später sind die beiden Männer wieder da und gehen unter rassistischen Beleidigungen sofort auf Dara Mohamad K. los. Sie bringen ihn zu Boden und schlagen weiter auf ihn ein. Auch ein Freund des Betroffenen, der verbal zu deeskalieren versucht, wird geschlagen. Erst nach Intervention eines weiteren Freundes lassen die Angreifer von dem 44-Jährigen ab.

Untätige Passant_innen

Mittlerweile sind etliche Schaulustige vor der Glasfront des Imbiss stehengeblieben. Keiner greift ein oder wählt den Notruf. Aus Angst, vermutet Dara Mohamad K.. Großkugel sei klein und einer der Rechten im Ort bekannt. Bereits einige Monate zuvor hatte ihm der Betreiber nach rassistischen Pöbeleien Hausverbot erteilt. Bis zu dem Angriff hatte er sich auch daran gehalten.

Obwohl der Betroffene noch in Anwesenheit der Rechten die Polizei alarmiert, beleidigen sie ihn weiter, zeigen den sog. Hitlergruß und drohen damit, bewaffnet wiederzukommen und ihn umzubringen. Den erst geraume Zeit später eintreffenden Beamten gelingt es in einer nahegelegenen Wohnung, zwei 25- und 36-jährige, polizeibekannte Tatverdächtige vorläufig festzunehmen. Dara Mohamad K. erleidet u.a. zahlreiche Prellungen und eine blutende Verletzung im Mund. Und hofft, dass die Angreifer in Haft genommen werden.

Verharmlosung und Kriminalisierung

Als der jüngere der beiden Angreifer am darauffolgenden Abend plötzlich erneut vor dem Imbiss steht und provoziert, ist der Betroffene geschockt. In Panik ergreift er einen Wischmob und geht nach draußen, wo der Rechte brüllt “Ich zünde deinen Laden an!”. Dann geht er so mit Bierflaschen auf den 44-Jährigen los, dass beide zu Boden stürzen. Freunde des Betreibers ziehen den augenscheinlich alkoholisierten Angreifer aus den Scherben der zerbrochenen Bierflaschen.

Der 44-Jährige ruft erneut die Polizei, die den Betroffenen allerdings vor Ort gar nicht befragt. Dass zunächst nur gegen ihn und mehrere Freunde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt wird, ist für ihn völlig unverständlich. Zudem ist anzunehmen, dass die auf der öffentlichen Darstellung der Polizei basierende Berichterstattung in der Mitteldeutsche Zeitung (vgl. “Noch eine Prügelei im Bistro”, 11.04.13) zu den Umsatzeinbußen beigetragen und auch eine Solidarisierung mit dem Betroffenen erschwert hat.

Konkrete Unterstützung nötig

Vor diesem Hintergrund bittet die Mobile Opferberatung um Zeichen der praktischen Solidarität mit dem Betroffenen: Gehen Sie gemeinsam mit Arbeitskolleg_innen, Angehörigen oder Freund_innen in dem Imbiss essen, um Dara Mohamad K. konkret dabei zu unterstützen, sein Geschäft aufrechtzuerhalten. Zeigen Sie dem Betroffenen Ihre Anteilnahme und positionieren Sie sich damit aktiv gegen Rassismus. Und signalisieren Sie damit auch den Tätern und ihrem Umfeld, dass der Betroffene Unterstützung und Zuspruch erfährt und vor Ort nicht alleine gelassen wird!

MAMARIS Bistro
Marktplatz 6
06184 Großkugel

Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr. sowie So., 11 bis 21 Uhr

Wir würden uns freuen, wenn Sie unseren Aufruf innerhalb Ihrer Netzwerke und Plattformen weiter verbreiten könnten. Für Rückfragen oder bezüglich einer vorherigen Ankündigung Ihres Kommens bei dem Betroffenen können Sie sich gern an uns wenden.